Interview mit Deutschlands erstem „Thymonauten“ Ingmar P. Brunken

Mann-springt-hoch-longevity-magazin

Ingmar P. Brunken ist Unternehmer, Autor und Endfünfziger. Er wollte herausfinden, ob die modernste Medizin auch für den Normalbürger ohne Sonderstatus über einen gesunden Lebensstil hinaus eine echte und mit dem bioAge Test auch nachweisbare Verjüngung ermöglicht.

Was ist wirklich dran am Anti-Aging-Hype?

Begleitet von Sport und gesunder Ernährung hat er innerhalb kurzer Zeit eine epigenetisch gemessene Verjüngung um rund 8 Jahre erreicht – davon fast 3 Jahre durch eine neue, regenerative Behandlung, die die bei allen Menschen im Alter zurückgebildete Thymusdrüse erneuern hilft. Er ist damit neben einigen Dutzend im Rahmen der US-amerikanischen „TRIIM/X“-Studie ebenso behandelten Studienteilnehmern zum vermutlich ersten „Thymonauten“ in Deutschland geworden.

Die Behandlung gilt als epochal und ist Vorbote einer revolutionären Medizin, weil damit erstmals medizinisch fundiert Altersfolgen beim Menschen nicht nur verlangsamt, sondern messbar rückgängig gemacht wurden. Der Startschuss zu einer echten „Verjüngungsmedizin“ ist damit gefallen.

Ingmar P. Brunken hat mit Deutschlands führendem Anti-Aging-Mediziner und Präsidenten der German Society of Anti-Aging-Medicine (GSAAM) e.V. als Co-Autor in dem vor kurzem erschienenen Buch „Verjüngung! – Der Selbstversuch“ seine Erlebnisse und Erfahrungen und die aktuellen Möglichkeiten der Anti-Aging-Behandlungen veröffentlicht. In unserem Interview befragen wir Ingmar P. Brunken zu seinen Erfahrungen und Tipps für andere Menschen, die sich eine ähnliche Verjüngung für sich selbst wünschen und an den neuesten und für jeden Normalbürger verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten interessiert sind.

Starten wir mit dem Interview!

Ingmar, könnten Sie uns einen Überblick über Ihre Reise in die Welt des Anti-Agings geben? Was hat Sie ursprünglich dazu inspiriert, diesen Weg zu beschreiten?

Es gab drei wesentliche Erlebnisse in meinem Leben, die mich zum Thema Anti-Aging gebracht haben: Erstens der zu frühe Tod meines Vaters, der laut Ärzten vermeidbar gewesen wäre, wenn er gegen sein Übergewicht und gegen den Bluthochdruck frühzeitig seinen Lebensstil verändert hätte. Einige Jahre später hatte ich ebenfalls Übergewicht und erhöhten Blutdruck. Die Parallelen waren ein Schock für mich. Ich habe mir einen Ruck gegeben, und seitdem auf meine Ernährung und viel Sport geachtet.

Zweitens haben meine Frau und ich noch Zwillinge bekommen, als ich schon über 50 war. Den Weg meiner Kinder möchte ich noch lange miterleben und begleiten können. Deshalb habe ich dann auch Gesundheitsratgeber gelesen und erkannt, dass über Sport und Ernährung hinaus viele seriöse Studienergebnisse beweisen, dass bestimmte Behandlungen messbare Gesundheits- und Lebensverlängerungs-Effekte haben können.

Das einschneidende, dritte Erlebnis war aber dann der Bericht über die neuen Möglichkeiten der biologischen (oder „epigenetischen“) Altersmessung. Da wurde mir plötzlich klar: Damit kann man den Glauben an einen Behandlungsnutzen durch Wissen ersetzen. Das wollte ich für mich auch machen, und habe dann beschlossen, gezielt nach effektiven und medizinisch fundierten Anti-Aging-Behandlungen zu suchen.  

Was waren Ihre Hauptziele, als Sie beschlossen, sich auf die Verjüngung zu konzentrieren? Gab es spezifische Aspekte Ihres Gesundheitszustandes oder Ihres Lebensstils, die Sie verbessern wollten?

Als ich damit angefangen habe, war mein Ziel: Herunter vom Übergewicht und herunter mit dem Blutdruck. Das war ca. 2017, das Jahr, in dem auch noch mein bester und ältester Freund gestorben ist – mit 54 Jahren. Nach wenigen Monaten hatte ich dann bereits ein für mich wichtiges Erfolgserlebnis: Ich war wieder normalgewichtig und hatte normalen Blutdruck zurückerobert – völlig ohne Medikamente. Ein toller Erfolg! Als dann aber die Berichte über epigenetische Alterstests und über die Erfolge der TRIIM-Studie veröffentlicht wurden, war ich elektrisiert. Ich wollte nun wissen, wie alt ich biologisch bin, und wollte das möglichst noch weiter verbessern.

Mein Hauptziel ist es, das Leben auszukosten, und zwar so lange wie möglich. Der Himmel ist für mich eine Art Wolkenkuckucksheim. Ich bin auf unserer Erde glücklich, und daran möchte ich so lange wie möglich festhalten!   

Welche verschiedenen Methoden und Ansätze haben Sie im Laufe Ihrer Verjüngungsexperimente ausprobiert? Welche haben sich als am effektivsten erwiesen?

Also wie gesagt habe ich mit gesunder Ernährung und Sport begonnen. Das würde ich auch immer empfehlen. Übrigens braucht es da keinen Dogmatismus. Ich esse auch Fleisch, trinke moderat Alkohol und gehe jeden zweiten Tag 45min. joggen. Also beileibe kein Asketentum! Aber der Effekt war enorm! Das sagen aber auch alle Experten und Studien dazu: Man muss kein Leistungssportler oder Veganer werden, um effektiv gesünder zu werden. Ich habe gelernt, dass es da auch viele falsche Mythen gibt. Zum Beispiel leben Vegetarier oder Veganer eben nicht länger als Fleischesser. Sie haben seltener bestimmte Krankheiten, aber Fleischesser haben dafür seltener andere Krankheiten. In der Lebensbilanz hebt sich das nachgewiesen auf: Die Lebenserwartung in den betrachteten Gruppen gleich. 

Auch der BMI-Korridor der WHO ist medizinisch widerlegt, denn er propagiert viel zu geringe Gewichte als „gesund“. Das ist übrigens aus meiner Sicht ein Skandal, dass die Weltgesundheitsbehörde teilweise nachweislich ungesunde Körpergewichte empfiehlt und sich viele Menschen unwissend daran halten. Die gute Nachricht: Der gesunde Gewichtskorridor liegt höher als von der WHO empfohlen, vermeintlich Übergewichtige sind also oftmals normalgewichtig. Die Körpergröße können wir ja leider nicht mehr ändern.

Und erst dann habe ich gezielt nach effektiven Verjüngungsbehandlungen gesucht, die auch wissenschaftlich bewiesen sind. Und bin erstaunlich fündig geworden. Die alle aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Interviews sprengen, aber ich habe das ja alles gemeinsam mit meinem Co-Autor Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk in unserem Buch „Verjüngung – Der Selbstversuch“ detailliert für Interessierte aufgeschrieben.

Herauszuheben ist vielleicht aber doch die bereits erwähnte TRIIM-Studie, die eine Wirkungslogik für die epigenetische gemessene Verjüngung nachweisen konnte und damit eine der ersten regenerativen Anti-Aging-Behandlungen ist.   

Wie wichtig war es für Sie, dass die von Ihnen gewählten Behandlungen und Tests wissenschaftlich fundiert sind? Wie haben Sie sich über die neuesten Forschungsergebnisse informiert?

Das war für mich essenziell. Ich bin zwar kein Mediziner, sondern Wirtschaftswissenschaftler, aber eben doch auch Wissenschaftler. Ich habe zum Beispiel massive Probleme mit der Vorstellung, dass Präparate über den Placebo-Effekt hinaus wirken, die gar keine Wirkstoffe mehr enthalten, wie es einige Naturheilkundler mit den hochpotenzierten Globuli tun. Da ich daran nicht glaube, tritt bei mir leider noch nicht mal ein Placebo-Effekt ein, der ja nach Studien immerhin rund ca. 10% Verbesserung bewirken kann. Da sind Wissenschaftler wie ich sozusagen im Nachteil gegenüber denen, die an diese Art der Naturheilkunde glauben.

Mir ist übrigens wichtig zu sagen, dass ich Naturheilkunde an sich für wichtig und richtig halte, zum Beispiel im Bereich der Heilkräuter. Da ist die Wirkung auch sehr gut wissenschaftlich belegt.

Meine Informationsquellen waren erst populärwissenschaftliche Bücher, wie z.B. das berühmte Buch von David Sinclair. Aber zunehmend habe ich dann auch die Originalstudien recherchiert, weil mir die Bücher das oft zu oberflächlich oder zu beschönigend dargestellt haben. Ich wollte mehr über die Nebenwirkungen erfahren, oder auch selbst die Aussagen eines Buches nachprüfen. Das hat mich inzwischen fast zu einer Art „Studien-Nerd“ gemacht. Ärzte haben oft in ihrem Alltag gar nicht die Zeit, sich das alles durchzulesen. Ich habe mir die Zeit genommen, weil es ja schließlich auch um meinen eigenen Körper ging. Und ich habe festgestellt: Wenn man die ersten 10 Studien mit großen Mühen gelesen und mit tagelangen Zusatzrecherchen auch halbwegs verstanden hat, dann lesen sich die folgenden Studien bereits viel leichter und schneller. Das Grundwissen ist dann einfach da. Es machte mir auch Spaß, dazuzulernen und zu verstehen, was z.B. der Zitratzyklus ist und wie er an der Alterung beteiligt ist, dass Mitochondrien eigene DNA besitzen – daher gibt es sogar inzwischen Kinder mit drei Elternteilen – und wie mannigfaltig die Gründe sind, aus denen wir altern. Zum Glück gibt es ja alle wissenschaftlichen Publikationen heutzutage im Internet, sehr oft sogar kostenfrei.

Welche Herausforderungen sind Ihnen auf diesem Weg begegnet? Gab es bestimmte Hürden, die schwerer zu überwinden waren als andere?

Also die größte Herausforderung fand ich, einen versierten Arzt zu finden, der zu mir passt. Da gibt es sehr große Unterschiede, habe ich festgestellt. Begonnen hatte ich mit meinem damaligen Hausarzt, der meine Frage nach „Anti-Aging-Behandlungen“ quittierte mit dem Angebot, ich solle ihm doch gerne sagen, was ich „einwerfen“ wolle, wenn er das vertreten könne, würde er mir das dann verschreiben. Andere Ärzte waren eher auf dem Globuli-Trip, das war nicht mein Weg, wie ich schon sagte. Wieder andere Ärzte wollten mir Cremes oder kosmetische Behandlungen einreden, dabei ging es mir nicht um Optik.

Aber nach einigen Monaten fand ich doch eine Ärztin, die meine Behandlungswünsche wirklich empathisch, kritisch und doch konstruktiv begleitete. Nachdem diese Hürde überwunden war, wurde es wesentlich einfacher, inzwischen fast zur Routine. Sogar Bekannte und Verwandte ließen sich davon „anstecken“ und haben auch begonnen, Anti-Aging-Maßnahmen für ihr Leben zu ergreifen. 

Eine weitere Herausforderung ist sicher auch das Geld. Es ist leider immer noch so, dass Anti-Aging-Behandlungen von keiner Krankenkasse übernommen werden. Das muss man selbst bezahlen. Je nach  Behandlung kann das auch teuer sein, und es kann sich nicht jeder leisten. Da muss sich im Gesundheitssystem meiner Meinung nach auch etwas ändern, denn es ist schließlich viel billiger, Krankheiten vorzubeugen, als sie später zu behandeln. Das Impfen ist da ein gutes Beispiel, das wird ja auch meist bezahlt. Aber die gute Nachricht ist: Selbst wer nicht viel Geld erübrigen kann, wird zahllose effektive Möglichkeiten finden, wirksame Anti-Aging-Maßnahmen durchzuführen: Sport und gesunde Ernährung kosten nicht mehr als ungesunde Ernährung – eher sogar weniger – und viele sinnvolle und wirksame Supplemente sind für wenige Euros zu haben. 

Inwiefern haben Sie Ihren Lebensstil angepasst, um Ihre Ziele zur Verjüngung zu unterstützen? Welche Rolle spielten Ernährung, Bewegung und Stressmanagement in Ihrem Programm?

Eine sehr große Rolle. Ich bin überzeugt davon, dass man damit beginnen muss. Wer ungesund lebt, also z.B. raucht, zu süß isst, Übergewicht hat, keinen Sport betreibt, muss mit anderen Behandlungen gar nicht erst anfangen. Wer in der Sauna sitzt und sich abkühlen möchte, der sollte die Sauna verlassen, anstatt in der Sauna ein Eis zu essen.

Bei mir hat die Lebensstil-Änderung z.B. epigenetisch gemessen bereits dazu geführt, dass ich biologisch 5 Jahre jünger war als mein chronologisches Alter.

Stressmanagement ist sicher auch nützlich, wenn man von Stress betroffen ist. Apropos Sauna: Ich mache z.B. sehr gerne Sauna-Gänge mit Meeresrauschen. Das entspannt, und zugleich ist es noch nachgewiesen, dass regelmäßige Saunagänge auch eine Anti-Aging-Wirkung haben – Saunierer leben nachgewiesen länger als Nicht-Saunierer. 

Man muss sich nur darüber klar sein: Lebensstil-Veränderung bedeutet nicht, dass man mal eine Diät macht und abnimmt, und danach wieder so weiterlebt wie vorher. Lebensstil-Veränderung ist für immer. Wer dazu nicht bereit ist, braucht gar nicht erst anzufangen. Und dann gibt es auch keinen Jojo-Effekt. Aber die gute Nachricht: Es gibt einen genussvollen Weg!

Wer das selbst einmal versucht wird feststellen: Wenn man einige Zeit lang nichts isst – zum Beispiel beim Intervallfasten – der wird plötzlich einen gesteigerten Geruchs- und Geschmackssinn haben und den Genuss dann regelrecht zelebrieren. Wer immer Kaffee mit Milch oder Zucker getrunken hat und dann auf schwarzen, gesünderen Kaffeegenuss umstellt, wird nach einer Übergangswoche mit Zuckerentzugserscheinungen, der Kaffee schmeckt also vorübergehend subjektiv zu bitter – plötzlich den neuen Geschmack lieben und feststellen, dass sie oder er das Kaffeearoma viel besser wahrnimmt als zuvor. Wer zu viel Wein getrunken hat und auf weniger umstellt, der leistet sich dafür mal eine teurere Flasche und stellt fest, was für ein Qualitätssprung das sein kann. Und wer Sport macht und danach eine selbstgemachte Minzonade (Mineralwasser mit Minzzweigen darin) trinkt, wie herrlich das plötzlich schmeckt. Das geht so weit, dass ich mich schon vor dem Sport auf die Minzonade danach freue. Das sind so kleine Lustinseln, die ich früher nicht hatte und die mein Leben zusätzlich zur verbesserten Gesundheit bereichern. Also: Mein Anti-Aging-Lebensstil bedeutet für mich sogar mehr Genuss als vorher, nicht weniger!  

Wie haben Sie Ihren Fortschritt gemessen und überwacht? Welche Tools oder Technologien waren dabei besonders hilfreich?

Ganz am Anfang kann man sich sehr gut mit sogenannten „Scoring-Tests“ behelfen. Da beantwortet man eine Reihe von Fragen, bekommt eine bestimmte Punktzahl für die Antworten, und in der Auswertung einen groben Korridor, was das für die Lebenserwartung in Jahren bedeutet. So einen kostenfreien Test gibt es z.B. im Buch „15 Jahre länger leben“ von meinen Co-Autor Bernd Kleine-Gunk. Diese Tests sind zwar ungenau, bieten aber eine medizinisch fundierte, erste Orientierung über den eigenen Lebensstil und auch über die Effekte einer Veränderung.

Wer es dann genauer wissen möchte, dem empfehle ich einen epigenetischen Alterstest, und hier dann den Bluttest und nicht den Speicheltest, weil der Bluttest bewiesenermaßen genauer ist. 

Daneben empfiehlt es sich, mindestens 2mal im Jahr ein Blutbild machen zu lassen und die Entwicklung der wichtigsten Indikatoren zu überwachen. Besonders wichtig ist dabei Zink und Selen, aber auch Q10 und Omega-3-Fettsäuren. Wer hier unterversorgt ist, sollte supplementieren. Ohne die Kontrolle über einen Bluttest weiß man gar nicht, ob und wo man einen Mangel oder gar eine Überversorgung hat.

Ein Tipp dazu: Die Wenigsten wissen, dass Sonnenblumenöl extrem ungesund ist durch hohen Omega-6-Anteil, während es bei Rapsöl umgekehrt ist, es hat einen sehr hohen Anteil an gesundem, weil entzündungshemmenden Omega-3-Anteil. Man kann also leicht Sonnenblumenöl meiden und Rapsöl bevorzugen, es ist preislich egal. Es ist gut belegt, dass das Verhältnis Omega-6 : Omega-3 von unter 5 : 1 Gesundheit im Alter und eine lange Lebensspanne fördern. Man kann das in den betreffenden Studien sogar nach Jahren beziffern. Und für den Genießer sei noch angefügt, dass es besonders aromatisches und nussig-intensiv schmeckendes Raps-Kernöl gibt, das für mich eine neue Genussentdeckung für Salate war. 

Wie hat sich diese Reise auf Ihre psychische und emotionale Gesundheit ausgewirkt? Gibt es mentale oder emotionale Veränderungen, die Sie seit Beginn Ihrer Verjüngungskur bemerkt haben?

Nun ich war zwar schon immer ein positiver und glücklicher Mensch, aber die Zeichen des Älterwerdens und der nachlassenden Gesundheit bei meinem damals ungesunden Lebensstil haben das schon erschüttert. Seitdem ich nicht nur wieder fit bin, sondern sogar gemessen jünger geworden bin, fühle ich mich viel energiegeladener. Viele Freunde haben mich gefragt, wie ich mit 3 z.T. kleineren Kindern im Haus und als Unternehmer mit einem harten Arbeitstag auch noch „nebenbei“ ein Buch schreiben konnte. Natürlich hatte ich da zuallererst meine Frau an meiner Seite, die mich da enorm unterstützt hat. Aber auch die mentale und körperliche Stärke durch meine Verjüngungskur dürfte dazu beigetragen haben, dass ich das ohne großen Stress bewältigen konnte. Die nächsten 2 Bücher sind übrigens bereits in Arbeit.     

Wie sehen Sie die gesellschaftlichen und ethischen Implikationen der Anti-Aging-Medizin? Glauben Sie, dass es Grenzen geben sollte, wie weit wir gehen dürfen, um das Altern umzukehren?

Das ist eine tolle Frage! Sehr oft nämlich fällt mir auf, dass Anti-Aging-Themen unter dem Aspekt des Geldes oder der Bedeutung für unser Rentensystem oder eine befürchtete Überbevölkerung sehr moralisch verwerflich gesehen und abgelehnt werden. Das hat dann noch gar nichts damit zu tun, ob der Mensch hier beginnt, Gott zu spielen und z.B. an den Genen herumzumanipulieren, wie es z.B. die Stammzellenforschung ja intendiert.

Da werden aus den falschen Vorstellungen heraus viele Chancen verspielt. Denn: Zunächst einmal ist es doch legitim, wenn man lange und lange gesund leben möchte, oder?

Und dann ist es doch nicht nur legitim, sondern auch gesellschaftlich sinnvoll, wenn wir länger als bisher gesund bleiben und damit die Behandlungskosten für Krankheiten sinken.

Nur ist dann eben auch die Konsequenz, dass wir vermutlich später sterben werden. Das wiederum erhöht die Kosten z.B. im Rentensystem. Das sind aber lösbare Herausforderungen. Ich bin Wirtschaftsexperte und habe Modelle gesehen und einige auch selbst in Szenarien durchgerechnet, die das ohne erhöhte Belastung für die Gesellschaft ermöglichen – im Gegenteil! Es mag dann längere Lebensarbeitszeit bedeuten, aber wenn man gesund ist und länger lebt, macht das doch auch Spaß! Es gibt außerdem viele gesunde Ältere, die gerne und viel Ehrenamtsarbeit leisten und damit unsere Gesellschaft bereichern. Das könnte stark zunehmen, wenn Ältere länger gesund bleiben.

Dann kommen wir noch zu den ethischen Fragen, ob wir am Erbgut manipulieren dürfen. Erstens tun wir das bei Pflanzen und Tieren schon längst, und auch beim Menschen, wenn wir z.B. einen Leukämiekranken durch eine Stammzellentherapie heilen, oder mit der mRNA-Impfung in die Epigenetik eingreifen und Zellen so umprogrammieren, dass sie Abwehrzellen gegen neue Viren bilden können. Da hat auch niemand etwas dagegen. Das ist auch nicht gegen „Gottes Wille“, denn der gewiefte Philosoph wird sofort einwenden, dass ein welterschaffender Gott ja dann logisch auch unser Gehirn geschaffen hätte, mit dem diese Behandlungen erfunden wurden, es also demnach sogar Gottes Wille sein müsse, dieses Organ namens Gehirn auch einzusetzen, so wie auch die Hände dazu verwendet werden können, Feuer zu machen. 

Problematisch wird es aus meiner Sicht immer dann, wenn Dritte dadurch zu Schaden kommen. Andere Menschen z.B. als „Ersatzteillager“ zu verwenden, ist zum Beispiel keinesfalls tolerabel. Das muss unbedingt verboten bleiben, da sonst Leid entstünde und der schlechte Ruf auch gute und sinnvolle, moralisch anständige Behandlungen in Mitleidenschaft zöge.  

Wie sehen Ihre weiteren Pläne in Bezug auf Ihre Gesundheit und Langlebigkeit aus? Gibt es neue Technologien oder Behandlungen, die Sie in Betracht ziehen würden?

Es gibt einige spannende, neue Studien, deren Ergebnisse ich aber in Ruhe verfolge, bevor ich mich zu einer erneuten Behandlung entschließen könnte. Ich habe ja auch jetzt ein paar Jahre gewonnen, um abzuwarten… 

Erwähnenswert sind neben der Nachfolgestudie von TRIIM namens TRIIM-X auch die derzeit laufenden Metformin-Studien – z.B. TAME – und eine laufende Studie um den Herzforscher Thomas Thum von der MHH Hannover. Auch laufende mRNA-Studien geben große Hoffnung. 

Alles geht inzwischen in Richtung regenerative Behandlungen, also Altersfolgen nicht nur aufzuhalten, sondern rückgängig zu machen, Stichwort „Reverse-Aging“.

Ich bin überzeugt davon, dass wir in den kommenden 10 Jahren große Quantensprünge sehen werden, was die Lebenserwartung und die Altersgesundheit betrifft.

Spannende Zeiten!

Was würden Sie Personen empfehlen, die ebenfalls daran interessiert sind, ihre Lebensdauer zu verlängern und ihre Lebensqualität zu verbessern? Gibt es spezielle Ressourcen oder Tipps, die Sie teilen möchten?

Es gibt drei wesentliche Tipps: Erstens kommt ein genussvoll-gesunder Lebensstil vor Anti-Aging-Behandlung, oder ist immer der erste Teil davon. Zweitens sollte jeder sich gut informieren durch Bücher und Ratgeber, aber auch durch einen aufgeschlossenen Arzt, der eine mögliche Behandlung medizinisch begleitet. Und drittens: Die epigenetische Altersmessung durchführen lassen, um den Erfolg zu messen, wenn es im Budget machbar ist. Denn es gibt keine bessere Motivation, als die Erfolge schwarz auf weiß sehen zu können – bei mir sind schließlich 8 Jahre Verjüngung dabei herausgekommen. Ich bin gestern chronologisch 59 geworden und habe meinen biologisch 51. Geburtstag gefeiert. Das hat Spaß gemacht!

Wir freuen uns, wenn Sie aus diesem Interview wertvolle Erkenntnisse für Ihre persönliche Reise zur Langlebigkeit gewinnen können! Ein herzliches Dankeschön an Herrn Ingmar P. Brunken für die Zeit, die er für das Interview zur Verfügung gestellt hat.

Dr. med. Irmi Huber
Expertin