Sulforaphan
Die Myrosinase ist das Enzym, das Sulforaphan vom Zucker trennt, damit es seinen Dienst gegen Eindringlinge verrichtet. Dieses Enzym befindet sich in einem anderen Teil der Zelle. Sobald also eine Verletzung entsteht, treffen das Senfölglykosid und das Enzym wie vorbestimmt aufeinander. Das Enzym spaltet Sulforaphan ab und dieses erfüllt als Senföl seine verteidigende Wirkung gegen Eindringlinge.
Die Pflanze lagert Sulforaphan raffiniert in einer Verbindung mit Zucker in den Kompartimenten der pflanzlichen Zelle ein. Für uns Menschen heißt das: Die Bioverfügbarkeit von Sulforaphan beim Konsum von Kreuzblütlern hängt stark von der Zubereitung ab. Nur wenn wir Sulforaphan abgespalten vom Zucker aufnehmen, ist es biologisch aktiv. Dafür muss das Enzym Myrosinase vor dem Konsum von Brokkoli, Blumenkohl oder Rettich ausreichend Zeit haben. Kochen um die Zellwände zu zerstören ist keine Lösung, da das Enzym Myrosinase durch Hitze schnell seine Funktion verliert.
Um die Aufnahme von Sulforaphan zu steigern, können wir das Gemüse klein geschnitten vor der Zubereitung ruhen lassen. Oder Sprossen verzehren, die sehr viel höhere Konzentrationen des Senföls enthalten. Pro 100 g Trockengewicht enthält Brokkoli 40 bis 170 mg Sulforaphan, Sprossen liefern mit mehr als 1.000 mg circa das Zehnfache. Nahrungsergänzungsmittel erlauben, die Substanz einfach und in definierter Dosis einzunehmen.
Glutathion wirkt anti-oxidativ, erfüllt aber noch eine weitere Rolle. Es unterstützt die Transformation schädlicher Stoffe im Körper. Damit trägt es zur Entgiftung durch die Niere bei. Nicht nur durch die Aktivierung von Glutathion trägt Sulforaphan also zur Entsorgung von unerwünschten und potenziell schädlichen Stoffen bei. Es aktiviert zudem das sogenannte Proteasom.
Das Proteasom ist Teil der Müllabfuhr in den Zellen. Es baut Proteine ab, die fehlerhaft oder nicht funktionsfähig sind. In der Langlebigkeitsforschung gehen Forscher davon aus, dass dieser nicht funktionelle Zellschrott Alterung begünstigt. Die Ansammlung von ausrangierten oder falsch gefalteten Proteinen in der Zelle ist gleichbedeutend mit zellulärer Alterung. Diese geht einher mit erhöhten Entzündungswerten und einem höheren Risiko für chronische Erkrankungen. Durch die Wirkung auf das Proteasom beeinflusst Sulforaphan diese Prozesse. Studien mit Zellkulturen und Nagern zeigen zudem, dass Sulforaphan Sirtuine aktiviert, eine Gruppe von Genen, die Langlebigkeit regulieren.
Welche Vorteile hat die Ergänzung mit Sulforaphan?
In einigen Zellkulturen und Tierversuchen zeigte Sulforaphan anti-karzinogene Wirkung. Sulforaphan hemmte etwa das Wachstum von Brustkrebszellen. In diesem Fall, so vermuteten die Wissenschaftler, durch die Störung der Mikrotubuli, die Krebszellen zur Vermehrung benötigen.
Epidemiologisch ist eine Ernährung, die reich an Kohl ist, mit einem geringeren Risiko für Prostatakrebs assoziiert. Sulforaphan ist ein mechanistischer Erklärungsversuch. In mechanistischen und klinischen Studien mit Menschen reduzierte Sulforaphan die Aktivität sogenannter Histon-Deacetylasen. Diese sind für das Wachstum der Prostatakrebszellen wichtig.
Entzündungsprozesse und oxidative Vorgänge begünstigen die Entstehung von Arterienverkalkung, der umgangssprachlichen Atherosklerose. Gegen diese Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt könnte Sulforaphan vorgehen. Einige Studien zeigen potenzielle Anwendungen von Sulforaphan für anti-oxidatives Potenzial und Entzündungsmarker. Eine Metaanalyse bei Nagern bestätigt, dass Sulforaphan Körpergewicht, Cholesterin und Triglyceride senken kann. Auch Studien zur Sulforaphan-Wirkung gegen Bluthochdruck und Diabetes bei Mäusen bestärken die Annahme, dass die Substanz Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen könnte.
Nicht-funktionelle oder fehl gefaltete Proteine stehen im Zusammenhang mit verschiedenen chronischen Erkrankungen, deren Risiko mit steigendem Alter zunimmt. Sulforaphan aktiviert das Proteasom und fördert den Abbau dieses Zellschrotts. So soll die Substanz zu einer längeren Gesundheitsspanne oder zu einem längeren Leben beitragen. Allerdings sind Versuche in Zellkulturen und mit Tiermodellen nicht ausreichend, um die Wirkung beim Menschen zu belegen. Entsprechend schließen die Autoren einer Zusammenfassung mit der Bemerkung, dass „weitere Interventionsstudien erforderlich sind, um (...) zu fundierteren Schlussfolgerungen zu gelangen.“
Durch Nahrungsergänzungsmittel nehmen Anwender Dosierungen ein, für die sie äquivalent 500-1.000 g Brokkoli verzehren müssen. Oder einige Gramm frisch geerntete Brokkolisprossen. Durch die Unsicherheit bezüglich der Menge an bioaktivem Sulforaphan beim Verzehr von Kohlsorten ist die Supplementierung eine effiziente Form der Einnahme.
Quellen
Weiterführende Informationen sowie Studien über den Wirkstoff Sulforaphan finden Sie hier.
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